5.2.25 bis 10.3.25

Wir bereisen den Süden des Königreiches Saudi-Arabiens. Die Landschaft mit den vielen Bergen und der Kontakt mit den Saudis gefällt uns sehr. Der Süden wird viel weniger von Touristen bereist. Wir treffen auch keine andere Reisenden, dafür herzliche Saudis.

Tanzfest in Layla

In Layla besuchen wir ein Museum, eine Ansammlung von Gebrauchsgegenständen der letzten Generation. Nach dem Besuch werden wir von einem Passanten angesprochen. Er lädt uns ein am wöchentlichen Lokalfest hier teilzunehmen. Ein Fest mit der lokalen Bevölkerung ist natürlich super, es ist das Salz in der Suppe unserer Reise. Gabi meint zwar es ist eher die Konfitüre auf dem Butterbrot, aber es ist auf jeden Fall eine der Situationen, die unser Reisen in fremde Länder enorm befruchtet und die Möglichkeit zum Verständnis der anderen Kultur erhöht. Wir wandern mit unserer Strassenbekanntschaft zum Festplatz, ein leerer Platz, nichts deutet auf ein Fest hin. Es dauert nicht lange und die Pickups mit den Teppichen erscheinen. Der gesamte Platz wird, wie es sich in der arabischen Welt gehört, mit Teppichen ausgelegt. Danach kommt eine grosse Musikanlage mit riesigen Lautsprechern, die unter den Teppichen verkabelt wird und immer mehr Leute, Männer, erscheinen. Dann werden die Trommeln und das elektrische Klavier angeliefert. Mittels eines kleinen Feuers werden die Trommeln auf die richtige Temperatur erhitzt, damit sie tonlich aufeinander abgestimmt sind. Immer mehr Männer erscheinen, Gabi bleibt die einzige Frau auf dem Platz. Die Musik startet und die Trommler stimmen sich ein. Die Männer stellen sich in zwei gegenüberliegenden Reihen auf und tanzen zur Musik einander entgegen. Es sind Alt und Jung anwesend, die meisten in ihren klassischen Gewändern, aber auch Junge in Jeans und Baseball-Mützen. Es ist eine sehr fröhliche und intime Stimmung. Als Mann werde ich natürlich sofort aufgefordert mitzutanzen. Als Nichttänzer ist das für mich etwas ungewöhnlich, aber die Tanzschritte sind choreografisch nicht so kompliziert, eher locker, so dass mir das einigermassen gelingt. Die Männer tanzen, unterhalten sich und sitzen auch einfach ausserhalb der Teppiche gemütlich rum. Es gibt keinen Alkohol und auch sonst nichts zu trinken, was in unserer Kultur nicht denkbar wäre. Aber die Männer hier zeigen, dass man in einer grösseren Männergesellschaft durchaus auch ohne Alkohol ein glückliches und fröhliches Fest feiern kann. Gabi durfte zwar «nur» zusehen – und filmen -, aber wir waren sehr angetan von der menschlichen Wärme, die uns in Layla entgegengebracht wurde. Ein glücklicher Zufall auf unserer Reise durch den Orient, wir werden ihn nicht vergessen.

Glücksmoment

Das Ibex Reservat ist ein Reservat im Aufbau. Es liegt in einem wunderschönen Tal und ist mit einem Zaun abgesperrt. Die heimischen Steinböcke, die Ibex, werden hier wieder angesiedelt. Wir melden uns beim Ranger ordentlich an und werden standardmässig zu Tee und Datteln eingeladen. Wir können nicht mit dem eigenen Fahrzeug in das Reservat fahren, aber der Ranger fährt uns mit seinem Fahrzeug rein. Er tut dies einmal am Morgen und einmal abends. Abends sieht man weniger Tiere, weil es dann dunkel wird, also möchten wir gerne lieber am Morgen reingefahren werden. Kein Problem. Ein Angestellter zeigt uns mitten in der Wildnis einen wunderschönen Standplatz, wo wir übernachten können. Am anderen Morgen stehen wir pünktlich, wie es sich für Schweizer gehört, um 0700h auf der Matte. Abgefahren wird dann allerdings erst etwas nach acht Uhr. Eine ganz Meute von Schülern, alles Jungs, kommt auch mit, so dass wir eine relativ grosse Gruppe sind. Wir halten mehrmals kurz an, um allenfalls Steinböcke zu sehen, ansonsten rasen wir rallyemässig durch das Reservat. Wir sehen keine Tiere, aber der Kontakt zu den jungen Saudis, die alle drei bis vier Worte Englisch sprechen war spannend und gab ein paar schöne Portraits. Das Tal ist auch ohne Steinböcke wunderschön und wirklich abgesperrt, keine Kamele und keine Bauern. Die Natur und der Austausch mit den jungen Saudis hat es uns angetan, es war ein weiterer glücklicher Tag auf unserer Reise.

Begegnungen

In Saudi-Arabien treffen wir wieder richtige Einwohner, Saudis. In den VAE konnten wir ja fast keine Lokalen treffen, sondern mehrheitlich Ex-Pats. Die Fremdarbeiter in Saudi-Arabien sind nicht wie in den VAE, Inder und Bangladeschis, sondern Jemeniten. Da Saudi-Arabien lange gegen Jemen Krieg führte, ist das für uns einigermassen erstaunlich. Aber die Menschen erklären uns, dass die Saudis nicht gegen Jemen in den Krieg zogen, sondern lediglich gegen die Huthi. Die Huthi sind eine terroristische Organisation der Zaiditen, einer schiitischen Glaubensrichtung in Jemen.

Von unserem Bekannten in VAE wurden wir an seinen Freund im KSA weitergereicht, an Mohamed. Mohamed nennt sich Abu Bakr, was so viel bedeutet wie Vater von Bakr. Er empfängt uns in Tabuk wirklich wie einen Freund. Er führt uns durch die ganze Stadt auf der Suche nach einem long-time-parking und am Schluss lässt er uns auf seiner Farm stehen. Er kommt uns jeden Tag besuchen und fährt uns vor unserem Abflug wie selbstverständlich noch zum Flughafen. Es ist ein gutes Gefühl so herzlich aufgenommen zu werden. Wir sind uns gar nicht sicher, ob wir in Europa ähnlich empfangen würden!

Tücken der Technik

Nach dem Parken, um zu lunchen, ertönt plötzlich ein ziemlich lautes Zischen. Irgendwo entweicht Luft, die nicht entweichen sollte. Nach kurzer Suche stellen wir fest, dass es ein Druckluftzylinder unserer automatischen Schrankverschliessung ist. Wenn wir den Motor des MAN starten, werden alle Schränke und Schubladen automatisch mit Druckluft verschlossen, damit während der Fahrt über Stock und Stein keine Kastentür aufgehen kann. Dies geschieht mit einem Druckluftzylinder, der jeweils einen Haken bedient, einmal zu, beim Starten des grossen Motors und einmal auf bei der manuellen Bedienung. Wenn der Zylinder ausgefahren ist, bei der Offen-Stellung, verliert er Druckluft. Wir verlieren so lange Luft bis der Druckluft-Kessel leer ist. Das ist unangenehm, weil wir dann keine Druckluft mehr haben und vor allem, weil es ein langes sehr penetrantes Zischgeräusch gibt. Systemrelevant ist es jedoch nicht, weil der Zylinder in der geschlossenen Position noch dicht ist, und wir während dem Fahren also keinen Luftdruck verlieren. Da das Schliesssystem jedoch aus sicherheitstechnischen Gründen lediglich am letzten Druckkessel angeschlossen ist, wäre das beim Fahren unbedenklich, weil die ersten Druckkessel nicht betroffen wären. Einen entsprechenden Zylinder suchen wir in KSA erst gar nicht, wir werden ihn in Europa kaufen und mitnehmen. Wir reisen jetzt einfach mit Zischlauten oder lautem Zischen weiter.

Zum Schmunzeln

Bei MAN Dschidda wollen wir abklären, ob wir hier allenfalls Globi über den heissen Sommer parken könnten. Die Abklärungen ziehen sich über Stunden hin und am Schluss entscheiden wir uns gegen diese Möglichkeit, wir werden bei unserer Rückkehr jedoch unseren normalen Jahresservice hier durchführen lassen. Nach dem der Entschluss gefasst ist, wollen wir wieder los, werden aber zurückgehalten. Es ist jetzt zwei Uhr nachmittags. In Dschidda gilt ein LKW-Fahrverbot zwischen Mittag zwölf Uhr und zehn Uhr nachts! Dschidda und Riad scheinen für LKWs wirklich extrem einschränkend zu sein. Wir diskutieren mit den Verantwortlichen von MAN die Möglichkeit uns einfach über das Verbot hinwegzusetzen. Sie raten uns sehr eindrücklich davon ab, es könnte im Extremfall einen Landesverweis geben, obwohl wir uns als Wohnmobil sehen und nicht als kommerziellen LKW. Wir verbringen den ganzen Nachmittag und den Abend inklusive Nachtessen auf dem idyllischen Parkplatz der Werkstatt bei MAN Dschidda. Unsere Begeisterung ist grenzenlos. Als wir dann in der Nacht um zehn Uhr losfahren hat es ein Verkehrsaufkommen wie in der wildesten Stosszeit. Zum Glück sehen wir in der Dunkelheit nicht alle wilden Fahrer, die aus sämtlichen Richtungen über die Fahrbahn schiessen. Wir verlassen Dschidda, ohne dass uns ein Unfall bewusstwird.

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