4.12.24 bis 30.12.24
Oman hat uns beim ersten Mal super gefallen, aber in den Bergen und den Wadis fühlen wir uns absolut wohl. Ernstli darf sehr viel unternehmen und muss nicht immer in der Garage stehen und warten.
Ernstli ist schwer
Seit wir mit Globi unterwegs sind, haben wir Ernstli noch nie so häufig und sinnvoll einsetzen können wir hier in den Bergen des Oman. Fast täglich laden wir Ernstli ab und fahren zum Anfang eines Wanderweges oder einfach an einen schönen Ort, den zu erreichen mit Globi keinen Sinn machen würde. Der Snake Canyon ist wieder so ein Ort. Wir parken Globi im Wadi und befahren die steilen und engen Erdstrassen locker und fröhlich mit Ernstli. Wir können so Gebiete erreichen, die sonst für uns unerreichbar gewesen wären. Die Gegend um den Snake Canyon ist sehr bekannt und wenn wir uns darin tummeln, verstehen wir auch sehr gut weshalb. Ernstlis Dieselanzeige ist nicht sehr präzise, sie schwankt von 50% auf 10% und verunsichert uns zunehmend. Wir fahren nicht ganz so weit wie geplant. Nach dem trotzdem mehrstündigen Ausflug kehren wir am Nachmittag wieder nach Hause, zu Globi zurück. Wir sind nett mit Ernstli, da er uns heute besonders viel Spass gemacht hat, wir tanken ihn an unserer Tankstelle wieder komplett auf und passen den Reifendruck etwas an das Gelände an. Wir stellen ihn in die Startposition, um ihn zu verladen und bereiten die Verladeplattform vor. Alles bereit. Ich setze mich auf Ernstli und will ihn erneut starten, ein kurzer «Klack» und es geht nichts mehr, kein Strom mehr. Irgendwie blöd, aber zum Glück nicht irgendwo unterwegs, weitab von Globi! Als erstes will ich die Sicherungen kontrollieren, dazu müssen jedoch die Sitze demontiert werden. Wir schaffen das erst nach dem wir das Manual gelesen haben!! Wir haben davor alles richtig gemacht, jedoch nicht am Sitz gezogen, sondern am Griff hinter dem Sitz, der mit dem Fahrgestell verbunden ist, das ging natürlich nicht, da sich das Fahrgestell nicht von sich selbst lösen wollte. Jedenfalls dringen wir bis zu den Sicherungen vor und können feststellen, dass alle Sicherungen noch in Ordnung sind. Ich vermute eines der drei Relais hätte vielleicht den Geist aufgegeben. Fazit, wir können Ernstli nicht starten. Er ist etwa 250kg schwer. Die Auffahrtrampe auf seine Garagenplattform ist ziemlich steil. Mit der letzten Kraft nach über einer Viertelstunde Anstrengung von zwei alten Menschen schaffen wir Ernstli auf die Plattform, Rückschmerzen eingeschlossen. Gabi findet im Internet einen Motorradmechaniker in der Nähe. Wir fahren hin und erklären dem Mechaniker das Problem und stellen dabei auch fest, dass wir etwas zu viel Diesel in den Tank gelassen haben. Die vielen Unebenheiten der Strasse und die Hitze liessen den Tank überlaufen und nun stinkt die ganze Garage nach Diesel! Nach eine Stunde hat der Mechaniker Zeit für uns und erklärt uns, dass wir durch die vielen holprigen Staubfahrten den Batteriekontakt verloren hätten, das sei hier normal. Er reinigt die Kontakte befestigt alles neu und Ernstli läuft wieder völlig normal. Wieder einmal wird uns klar, dass wir zuerst die einfachen Dinge kontrollieren sollten bevor wir die komplizierteren Dinge angehen!
Glücksmoment
Nachdem wir vom Balcony Walk immer in das tiefe Wadi blicken konnten, versuchen wir das Wadi Ghul oder Nakhr von unten zu erfahren. Auf einem Parkplatz vor dem Eingang in das Wadi stehen ein paar Einheimische mit ihren Offroad-Fahrzeugen und erklären uns, dass wir nicht in das Wadi fahren können, da es viel zu schmal sei für uns, sie uns aber gerne fahren würden. Wir schlagen das Angebot aus und fahren mit Globi so weit als möglich in das Wadi rein, weit ist das tatsächlich nicht. Wir laden Ernstli ab und fahren mit ihm weiter. Das Wadi ist unser absolutes Traumwadi, wunder schön, sehr eng mit vielen Wasserdurchfahrten und steilen Anstiegen. An einem Anstieg treffen wie wir drei Expats mit ihren super Offroader, die leider den Anstieg nicht schaffen, weil der erste im losen Rundsteingeröll so lange gespult hat, bis es extreme Löcher gegeben hat. Jetzt versuchen sie zu wenden. Ernstli nimmt dieses Hindernis, ohne dass ich 4×4 zuschalten muss. Alle paar Meter müssen wir anhalten, um die Gegend zu geniessen, zu fotografieren und zu filmen. Zuhinterst im Wadi hat es ein paar Häuser mit Menschen, die hier wohnen. Wenn es regnet, sind sie völlig von der Aussenwelt abgeschnitten. Als wir uns so in unserer Freude sonnen, kommt plötzlich ein Einheimischer in einem grossen Toyo Landcruiser mit einem Touristen angefahren. Er ist offensichtlich locker über den Anstieg der Expats gefahren! Wir können jetzt von unten unseren Weg über den Balcony Walk begutachten, sieht echt eindrücklich aus!
Begegnungen
Wir treffen deutlich mehr Overlander an als Anfang Jahr. Wir reisen jetzt in der Hochsaison und an den touristischen Orten. Nesche und Bruno aus Deutschland erzählen uns von ihren vielen Reisen durch Asien und sonst auf der Welt, sie haben alles schon gesehen und reisen immer weiter.
Christina und Martin mit ihrem Mercedes aus Solothurn treffen wir zuerst auf dem Jabal Shams und dann noch einmal in der Mercedes Garage in Muskat bei Michael.
David und Charlotte aus England sind ebenfalls mit einem Mercedes unterwegs. Auch sie treffen wir zweimal, einmal fahren sie ins Wadi und wir raus und das zweite Mal umgekehrt.
Tücken der Technik
Wie jedes Jahr lassen wir auch dieses Mal zum Start unserer Reise Globi bei MAN durch einem Jahresservice auf Vordermann bringen. Dieses Mal bei MAN Dubai. Zusätzlich zum normalen Service muss dieses Mal auch das beifahrerseitige Abblendlicht-LED-Leuchtmittel ersetzt werden. Nach einer Weile stellen wir fest, dass das Fernlicht auch nach Ausschalten des Lichtes und der Zündung auf der Beifahrerseite einfach brennen bleibt. Es lässt sich mit keiner Schaltmanipulation ausschalten. Gemäss MAN Lachen ist das gar nicht möglich, weil bei ausgeschalteter Zündung kein Strom auf der Lampe ist, trotzdem brennt sie immer. Die einzige Möglichkeit, die ich habe, ist das gesamte Fahrgestell stromlos zu stellen, also von der Starterbatterie zu trennen. Jedes Mal, wenn ich den MAN ausschalte, muss ich die Starterbatterie kurz trennen, damit das rechte Fernlicht nicht die ganze Nacht brennt. Kein wirklicher Zustand.
Ebenfalls startet der Motor in letzter Zeit nicht mehr so flott wie früher, der Starter dreht ziemlich lange bis der Motor endlich startet. Es ist nicht schlimm, er kommt ja immer, aber sehr ungewöhnlich.
Als wir in die Overlander-Lounge zu Michael von Mercedes fahren, schildern wir ihm unsere zwei Probleme. Sein Mechaniker setzt sich dahinter. Die ausgetauschte Birne auf der Beifahrerseite hatte einen Schaden, er tauscht beide Lampenbirnen aus und das Problem mit dem immer brennenden Fernlicht ist weg! Warum kann mir niemand erklären, aber das Problem ist gelöst. Dass der Motor so schlecht startet, führt er auf keinen Diesel im Verbrennungsraum zurück, er glaubt, ich habe irgendwo ein Leck. Er kontrolliert die Dieselleitung minutiös und findet beim Separ-Filter das Leck! Beim Filterwechsel hat MAN Dubai offensichtlich den elektrischen Stecker für die Heizung des Separ-Filters abgebrochen und das Leck einfach mit einem grünen Klebstreifen «abgedichtet». Etwas gesagt haben sie natürlich nicht, sonst hätten sie den Separ-Filter ersetzen müssen. Ein neuer Separ-Filter kostet bei MAN Muskat ein Vermögen, wir bauen einen baugleichen lokalen Separ-Filter ein, der über keine Heizung verfügt und nicht einmal 10% des Preises des Originalfilter kostet. Wir empfehlen niemandem MAN Dubai für einen Service zu berücksichtigen.
Zum Schmunzeln
Von unserem Standplatz für Globi zum Start des Balcony Walk auf dem Jabal Shams chauffiert uns Gabi mit Ernstli. Als wir uns wanderfertig machen, brauche ich den Quadschlüssel für eine Staukiste und gebe ihn, den Schlüssel, wieder an Gabi zurück. Sie ist jedoch auch gerade mit sich beschäftigt. Nachdem wir bereits etwa eine Stunde auf dem Wanderweg unterwegs sind, frage ich Gabi, wo sie denn den Schlüssel aufbewahre. Sie meint, sie habe ihn nicht, sie hätte ihn mir doch gegeben… Noch keine Panik, wir untersuchen unser Gepäck und all unsere Taschen, kein Schlüssel! Leichte Nervosität. Der Schlüssel haben wir entweder unterwegs verloren oder er liegt irgendwo bei Ernstli. Umkehren und eine Stunde zurückgehen, um diesen Weg dann noch einmal eine Stunde zu gehen ist keine Option, weil es nichts ausser unserer Nervosität ändern würde. Wir bleiben cool und wandern weiter. Nach etwa vier Stunden sind wir wieder bei Ernstli und unglaublich gespannt, ob er überhaupt noch dasteht und wenn ja, ob wir den Schlüssel irgendwo finden werden. Theoretisch gibt es in Globi einen Ersatzschlüssel. Ernstli ist noch da. Der Schlüssel liegt für jedermann gut einsehbar auf der Staukiste. Wir sind sehr glücklich und fühlen uns in solchen Ländern, in denen offensichtlich nichts gestohlen wird sehr wohl. Das nächste Mal kontrollieren wir vor dem Abmarsch, wo wir den Schlüssel hinlegen!
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