22.12.23 bis 12.1.24

Unsere Flexibilität wurde gefordert, obwohl ja bekannt ist, dass diese mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt! Die Hilfsbereitschaft und die Gastfreundschaft der Iraner haben uns aber auch in der zweiten Hälfte der Reise sehr überwältigt.

Unfall im Iran

Die Ausfallstrassen in den iranischen Städten sind meist drei- bis fünfspurig, für europäische Verhältnisse also sehr grosszügig. Wir verlassen auf einer solchen Strasse die Stadt Kerman auf der mittleren Spur. Ich fahre meist auf der mittleren Spur, weil die rechte Spur häufig für Kurzparkern genutzt oder von langsamfahrende Abbieger befahren wird und die rechte Spur für die U-turner frei sein sollte. Bei einer Einmündung aus einer Service-Strasse, ebenfalls mehrspurig, prescht ein kleiner SUV von rechts hinten vor Globi durch, um auf die ganz linke Spur zu gelangen. Er kommt im toten Winkel angefahren und versuchte so knapp vor Globi beide Spuren zu überqueren, dass er es nicht ohne Kollision geschafft hat. Er wurde von Globis Seilwinde geküsst. Na ja, die Seilwinde hat keinen sichtbaren Schaden erlitten, aber der SUV wäre beinahe umgekippt und war deutlich demoliert. Im Wagen war eine junge Familie mit einem Kleinkind. Das Kind ist durch den Aufprall offensichtlich aus dem Kindersitz (Befestigung fraglich) geschleudert worden und hinter den Sitzen am Boden gelandet. Das hat die Mutter sehr beängstigt und sie hat mich deshalb vermutlich sehr beschimpft, zum Glück habe ich nichts verstanden und dem Kind ist nichts geschehen. Natürlich wollte der Vater keine Schuld übernehmen und so liessen wir die Polizei kommen, was für uns Touristen allenfalls auch ins Auge gehen könnte. Aber, wir haben dank Dashcam ein Video des Unfallverlaufs! Nach etwa einer Stunde ist die Polizei gekommen, hat sich die Erklärung des SUV-Fahrers angehört meinen Schaden begutachtet und dem SUV-Fahrer erklärt, dass er komplett alleine schuldig sei und uns fahren lassen. Wir waren extrem positiv überrascht und überaus glücklich von der fairen Handlung des Polizisten.

Glücksmoment

In der Grenznähe zu Pakistan und zu den Emirates gibt es im Land, das sein Oel fast nicht verkaufen kann, einfach keinen Diesel mehr. Entweder hat die Tankstelle gar keinen Diesel oder der Tankwart hat keine eigene Dieselkarte, um Diesel an Touristen zu verkaufen, beides ist ausserordentlich schlecht für uns. Ein junger Professor aus Kerman, der uns auf Insta folgt, fragte uns, ob wir zufrieden seien im Iran und ob wir etwas bräuchten. Wir klagten ihm unser Leid bezüglich des Diesels und er versprach uns zu helfen. Wir waren zu dem Zeitpunkt aber schon mehrere Tagesetappen von Kerman weg und fragten uns, wie er das anstellen wollte. Ein paar Stunden später erhielten wir von ihm ein WhatsApp, dass er für uns 50km nördlich von uns 500 Liter Diesel reserviert habe, wir könnten sie dort abholen! Wir waren sehr erstaunt und glücklich und fuhren andern Tags zu besagter Tankstelle. Die Tankstelle war geschlossen, kein Diesel. Ich meldete mich bei der Mannschaft, die gemütlich bei einem Tee und Schwatz im Büro versammelt war. Ich schilderte in fliessendem Persisch mein Anliegen. Sie lachten mich freundlich aus und schickten mich weg. Ein Angestellter jedoch macht trotzdem ein Telefon und erklärte mir danach, dass ich einfach über die Tankstellenausfahrt, quasi von hinten an die Tanksäule fahren solle. Wir erhielten 500 Liter Diesel von einer Tankstelle, die geschlossen war und die alle anderen einheimischen LKW-Fahrer weggeschickte. Der Clou war dann noch, dass wir für die 500 Liter nur den Touristenpreis bezahlen mussten. Wir sind Fan von dem jungen Professor aus Kerman und beeindruckt von seinem Organisationstalent und seinen Beziehungen!

Begegnungen

Eine junge Iranerin aus Ahvaz hat uns über Insta eingeladen in ihre Stadt zu kommen und wollte uns ihre Stadt und ihre Familie zeigen. Da Ahvaz nur etwa 100km Umweg war, nahmen wir die Einladung gerne an. Da wir die genaue Adresse nicht kannten warteten wir eingangs Ahvaz, dass uns die Mutter mit Tochter abholen kamen. Die Mutter fuhr sehr uniranisch, bedächtig und vorsichtig durch die Stadt. In einem Quartier, das sehr heruntergekommen aussah war ihre Wohnung. Mit dem PkW fuhren wir dann jedoch durch ein elektrisches Tor, das in eine Einstellhalle führte. Die Wohnung war sehr gross. Neben den Eltern wohnen noch ein grosser und ein kleiner Bruder der Tochter in der Wohnung. Wir wurden in das Familienleben aufgenommen, das sehr persisch immer auf dem Teppich stattfand. Selbst das Rüsten für das Essen findet am Boden statt, obwohl die Küche sehr gut bestückt war. Am Nachmittag ging der Vater arbeiten, die Tochter in die Tanzstunde, der grosse Bruder ausser Haus und die Mutter bereitete Essen vor, Gabi durfte helfen, ich machte ein Nickerchen. Abends gingen wir in die Stadt, die Familie zeigte uns die Orte, die sie sehenswert fanden. Wir mussten nach der Rückkehr darum kämpfen, dass wir im Globi schlafen werden und nicht in ihrer Wohnung. Es war bereichernd einen Einblick in das tägliche Leben einer normalen iranischen Familie zu erhalten und ein weiterer Beweis für die unheimliche Gastfreundschaft der Iraner.

Tücken der Technik

Die Technik der totalen Kontrolle der Iraner zeigt sich auch an der Anzahl Polizeikontrollen. Es hat unheimlich viele davon. Meist werden wir als Touristen bei den Strassenkontrollen durchgewunken. Aber wenn wir irgendwo stehen um unser Nachlager aufzuschlagen und von der Strasse aus gesehen werden, dann kann es schon mal sehr unangenehm werden. Die Polizei kommt dann an und will die Ausweise sehen, das ist ja noch verständlich und wir kommen dem auch immer sofort nach. Aber danach wird es schwierig, meist kann kein Polizist und es sind dann immer mehrere Fahrzeuge, die kommen und gegen zwanzig Personen, englisch. Als erstes versuchen sie uns immer weiszumachen, dass das ein Militärgelände sei oder sonst irgendwie unsicher. Wenn wir beides nicht glauben, dauert die Aktion mit unendlich vielen Telefonaten mit wichtigen Beamten und Dolmetscher zwei bis drei Stunden, dann ziehen sie unverrichteter Dinge wieder ab. Unsere Uneinsichtigkeit, Zermürbungstaktik und zumal auch verärgertes Anschreien haben immer irgendwann zum Ziel geführt.

Zum Schmunzeln

Unser Plan war den Iran in Bandar Abbas mit der Fähre Richtung Emirates zu verlassen. Aus vielen Berichten und dem Internet wussten wir, dass die Fähre existierte und funktionierte. Als wir dann gegen Bandar Abbas fuhren, mussten wir feststellen, dass die Fähre nur noch für PkW mit einer Maximalhöhe von 2,2m eingerichtet ist. Die Fähre von Bandar Lenghe wäre ein Ersatzmöglichkeit, aber diese Fähre verkehrt seid Corona nicht mehr. Wir mussten umdenken und uns flexibel zeigen. So fuhren wir den Umweg von 2’400km über den Irak, Kuwait und Saudi-Arabien in die Emirates. Diese Erlebnisse dann in den nächsten Notizen.