23.12.21 bis 19.2.22

In den fast zwei Monaten, in denen wir bei überdurchschnittlich hohen Temperaturen die letzten noch nicht besuchten Provinzen Argentiniens bereisten, erlebten wir schöne Tierbeobachtungen, wunderbare Gastfreundschaften, kleinere technische Herausforderungen und einen weiteren körperlichen Zerfall.

Hitzewelle

Dieses Jahr erlebte Südamerika eine Jahrhundert-Hitzewelle. Unser Konzept ist «zwölf Monate Sommer pro Jahr», weil wir die Wärme lieben. Also glaubten wir, dass diese Hitzewelle zu uns passen würde. In Corrientes erlebten wir dann zum ersten Mal Temperaturen über 50°C und nachts die grosse Abkühlung auf etwa 40°C. Dass der Kompressor unserer Klimaanlage defekt ist, unterstützte die Intensität des Wärmeerlebnisses. So ein, zwei Tage ist das ja aushaltbar, aber es blieb so die ganzen 57 Tage, die wir in Argentinien reisten. Dieser Umstand bewirkte einerseits als Sofortmassnahme eine Umstellung unserer Reiseplanung, die Flucht in die kühlen Anden und andererseits eine Reflektion über unser Reisekonzept.

Glücksmoment

Im Nationalpark Esteros del Ibertá bei San Pelligrini leisteten wir uns eine Bootsfahrt. Wir konnten eine Fahrt am frühen Morgen und ein Boot für uns alleine buchen, bonzig halt! Das Erlebnis dieser Bootsfahrt war aber gewaltig, wir sahen die Kaimane und Capybaras zum Anfassen nahe, dazu ganz viele Wasservögel und wunderschöne Blumen. Die Tiere hatten keine Scheu vor uns und wir sehr viel Freude an ihnen. Der Bootsführer war ein einfühlsamer Mensch und ist total auf unsere Wünsche eingegangen. Von hier sind wir glücklich von dannen gezogen.

Begegnungen

In Reconquista wollten wir über Western Union Bargeld beziehen, hatten jedoch unheimlich Probleme eine Agentur zu finden, die offen hatte und bereit war uns so viel Bargeld auszubezahlen. In grosser Hitze durch die Stadt zu gehen, ist nicht unbedingt angenehm und bei fehlendem Erfolg nicht wirklich motivationsfördernd. Schon ziemlich desillusioniert standen wir in der LkW-Verbotszone und wussten nicht mehr weiter. Da tauchten Eduardo und Sirley auf. Eduardo verfolgt uns über Internet schon länger und war natürlich begeistert Globi in Natura zu sehen. Sofort erklärte er sich bereit uns bei unserem Geldproblem zu helfen. Er fuhr mit mir sicher zwei Stunden durch seine Stadt auf der Suche nach einer geeigneten Agentur. Zu guter Letzt lud er uns spontan zu einem Mittagessen bei sich zu Hause ein. Am Abend konnten wir auf seinem Campo übernachten und gerade noch zwei Nächte anhängen. Am letzten Abend kamen die beiden auch auf ihr Campo und bereiteten uns das beste Cabra unseres Lebens. Ein Gedicht! Für uns kalte Europäer ist es einfach unglaublich, wie Gastfreundschaft in Südamerika funktioniert und wie weit sie geht. Wir sind so glücklich, dass wir das erleben dürfen.

Tücken der Technik

Auf dem Busterminal in Andalgala machten wir Halt, um uns nach den Strassenverhältnissen zu erkundigen und eine Mittagspause einzulegen. Gabi startete die Wasserpumpe und hörte einen Wasserfall im Keller. Wasser kam jedoch keines aus dem Wasserhahn. Ein Schlauch gerissen. Das letzte von unseren Uraufbauern eingebautes Gerät aus dem Campingbereich mit Kunststoffanschlüssen ist gebrochen, der Druckausgleichsbehälter. Das Gerät konnte ich einfach mit Metallschläuchen überbrücken, wir kommen auch ohne zurecht. Allerdings fehlte mir die Armlänge und die Kraft, um den Anschluss zu lösen. Junge Buspassagiere kamen mir zu Hilfe und wir konnten das Problem lösen. Jetzt fahren wir mit einem Stück weniger Kunststoff durch die Gegend.

Zum Schmunzeln

Trotz besseren Wissens sind wir mit einer leichten Erkältung von Salta, 1’187müM, nach San Antonio de los Cobres, 3’775müM, gefahren. Eigentlich wollten wir unterwegs übernachten, aber kein Platz hat uns zugesagt! Zu guter Letzt waren wir in einem Tag ganz hochgefahren. Es ging nicht gut. Meine Anfälligkeit auf Höhenkrankheit machte sich sehr deutlich bemerkbar und die paar Diamox Pillen, die ich geschluckt habe, verringerten weder die Kopfschmerzen noch die Schwindelgefühle und auch nicht die Übelkeit. Ich konnte nicht schlafen und so beschlossen wir mitten in der Nacht Höhenmeter abzubauen und in Dunkelheit den Pass runterzufahren bis auf etwa 2’000müM. In der Nacht ist so eine Fahrt mindestens sehr abenteuerlich! Nachts fanden wir einen Platz, den wir bei Tag nicht fanden! Wir errichteten hier unser Sanatorium und pflegten uns während fast einer Woche gesund. Es wäre zu hoffen, dass wir im noch höheren Alter dann doch auch ein wenig vernünftiger würden.

Leider hat der Zerfall meines Körpers auch in dieser Berichtsperiode weiter zugenommen. Beim gemütlichen Nachtessen ist mir völlig unerwartet ein Zahnschmelz abgebrochen. Ein dreissigjähriges Inlay wurde dadurch freigelegt, Zahnschmerzen entstanden keine, dafür Zungenschmerzen, da der Bruch eine sehr scharfe Kante entstehen liess und meine Zunge, obwohl ich ihr das untersagte, das ununterbrochen erforschen musste. Der Zahnarzt in der nächsten Stadt hat jedoch sofort innerhalb einer halben Stunde den Bruch provisorisch geflickt. Somit bin ich partiell wieder hergestellt.