26.1. – 3.3.17

His Royal Highness und die Briten

SambiaAuf einer ziemlich anstrengenden Erdstrasse suchten wir einen Übernachtungsplatz. Im Dorf und vor der Schule war es zu unangenehm, weil wir nie weniger als 100 Personen als intime Zuschauer hatten, also suchten wir etwas ausserhalb vom Dorf. Die Piste liess keinen Platz zu, ohne dass wir eingesunken wären. Plötzlich sahen wir die Tafel zum Palast des Chiefs. Der Chief ist in Sambia, vielleicht auch in anderen Afrikanischen Staaten eine Position, die heute direkt dem Präsidenten unterstellt und alt überliefert ist. Der Chief hat einiges an offiziellen Aufgaben, er ist Friedensrichter und verteilt das Land in seinem Gebiet, das meist so gross wie Eidgenössischer Kanton ist. Daneben hat er noch andere lokal wichtige Aufgaben. Den Chief hier spricht man mit His Royal Highness an und die Menschen knien vor ihm nieder. Wir also nichts wie hin und haben gefragt, ob wir im Park des Palastes unseren Globi parken und eine Nacht verbringen dürfen. Lady Carol hat uns das nach Rücksprache mit dem Chief erlaubt. Selbstverständlich hatten wir dann die Ehre beim Chief nach dem Essen zu einem Digestif eingeladen zu werden und konnten mit den beiden etwas plaudern. Ein eindrückliches Erlebnis.

SambiaBei den Hot Springs in Kapisha konnten wir bei einer Lodge stehen. Die Lodge ist auch eine Farm und hat wunderschöne heisse Quellen. Die Besitzer Marc und Merle offerieren ein Dinner an ihrem Tisch. Ein Erlebnis wie ich das von früheren Jahren aus Namibia kenne. Wir sind somit zwar zahlend, aber eben doch Gäste an ihrer Tafel, was extrem sympathisch und persönlich ist. Dazu kam, dass Merle – obwohl gebürtige Engländerin – eine sensationelle Köchin ist. Alles, was auf den Tisch kam wurde auf der eigenen Farm produziert. Wir haben uns für Roastbeef mit Yorkshire Pudding entschieden; es war absolute Spitze. Der Abhänger in der Lounge war dann genau der richtige Abschluss.

Abenteuer Allrad

Wir wollten unbedingt die bekannten Wasserfälle Kabweluma besuchen. Die Piste wurde uns von verschiedener Seite als schwierig beschrieben. Sie war es, weil es auch gerade tags zuvor heftigst geregnet hatte. Globi schaffte das aber mit wenigen seitlichen Rutscher bis ein paar hundert Meter vor die Abzweigung zu den Fällen, da war dann Ende. Die Brücke über den imposanten Fluss war ein paar Wochen zuvor weggespült worden, kein Durchkommen. Zurück und mehrere Hundert Kilometer Umweg.

SambiaVon Kawambwa nach Mwenda wird die Erdpiste neu gebaut, vielleicht sogar geteert. Gerade als wir da durchfahren sendet uns der Himmel ein richtig währschaftes Tropengewitter. Sicht knapp 3m. Die rutschige Baustellenpiste natürlich bombiert, damit das Wasser abläuft, also immer schön in der Mitte der Piste bleiben! Dann ein riesiger Baustellenschaufelbagger genau auf unserer Fahrlinie! Wir müssen ausweichen, diesmal sind wir die Kleinen! Wir rutschen seitlich in den Abwasserfluss und spulen zum Hochkommen. Irgendwann greifen dann die Räder dank allen Sperren und so, wir sind wieder oben, halten einfach an und machen Pause bis das Gewitter vorüber ist. Immerhin hätte uns im Notfall am nächsten Tag eine Baumaschine wieder rausziehen können.

Die ausgewaschene Erdpiste von Mpepo nach Kapisha war vor allem in den Hügeln etwas kritisch. Die kleinen Drainage-Brücken hatten ihre besten Tage auch schon hinter sich. Wahrscheinlich mussten sie auch noch nie 23t tragen, jedenfalls gaben sie unter Globi einfach den Geist auf – zum Glück erst bei den Hinterachsen – so dass wir wussten, es kann nur noch vorwärts gehen. Das ist doch immerhin eine positive Richtung.

SambiaDie abenteuerlichste Fahrt war aber sicher die von Matumbo nach Chama. Diese sagenumwobene Verbindung war zumindest sehr spannend. Sagenumwoben deshalb, weil wir von der Polizei, der Road Agency, Strassenbauunternehmern und lokalen Grössen die verschiedensten Informationen über diese Verbindung, die es Nota Bene in unseren Karten gar nicht gab, erhielten. Wir haben sie mitten in der Regenzeit unter die Räder genommen. Die ersten 35 km perfekte, neue unbefahrene Teerstrasse, danach ca. 60 km gute Piste als Vorbereitung zum Teeren, immer mal wieder mit Bauschutt und Sandbergen, aber für uns kein Problem. Auch die kleinen Umwege, weil eine Wasserröhre noch nicht fertig verlegt war und die eigentlich für Motocross-Motorräder gedacht waren, nahmen wir locker. Dann endete diese Piste. Wir waren schon etwas müde und übernachteten sicherheitshalber mal mitten auf der Piste. Am anderen Morgen nahmen wir eine Frau aus der Nachbarsfarm mit, weil uns versichert wurde, dass sie den Weg kennen würde. Leider hatte sie eine noch schwächere Blase als ich und musste zweimal Wasserlösen. Das wäre eigentlich nicht erwähnenswert, wenn sie nicht beide Male da aussteigen musste, wo die Population der berüchtigten Tse-Tse-Fliegen am grössten war. Gabi ermordete danach immer ca. 50 – 60 Stück im Fahrerhaus! Immerhin kannte sie den Weg tatsächlich. Wir durchfuhren den Busch mit ab und an angedeutetem Weg recht locker bis kurz vor der Brücke von der niemand wusste, ob es sie überhaupt gab oder nicht. Da wurde uns dann bang. Vor uns lag ein mehrere hundert Meter langer Acker, der durch den Dauerregen der Nacht recht flüssig war. 5 km vor der Brücke, die uns allenfalls wieder auf sicheres Gelände führen könnte, mussten wir eine weittragende Entscheidung fällen: versuchen, durch den Acker zu pflügen mit allen Konsequenzen beim Nichtschaffen oder die 2 Tage durch die Unwegsamkeiten zurück zu fahren. Wir fuhren vorwärts. Alle Diffsperren rein, 3 Gang Vollgas. Lenken war nicht möglich der Untergrund lenkte uns. Wir schafften es, der Acker war aber am Rand noch einmal umgepflügt. Das Glücksgefühl auf der anderen Seite war unbeschreiblich und die Angst, dass es die Brücke dann vielleicht doch nicht gab noch grösser. Es gab die Brücke.

Globi unter Wasser

SambiaNach der Heizungspumpe in Botsuana war nun die Wasserpumpe in Sambia an der Reihe. Das Gewinde an der Wasserpumpe wurde beim Einbau vermurkst und war nun nach den vielen Erschütterungen leckgeschlagen. Unser Keller stand unter Wasser. Da wir keine entsprechenden Teile fanden, wurde das mit einem Gummischlauch rundherum afrikanisch gelöst. Bis jetzt hält es.

Da viele Wege, die wir befahren, meist für Defender gedacht sind, müssen wir häufig von unseren verschiedenen Schneidwerkzeugen Gebrauch machen. Wir erledigen das aus den Seitenfenstern und aus der bequemen Dachluke. Als wir wieder einmal durch ein tropisches Gewitter fuhren, fühlten wir uns unerwartet unter einem Wasserfall. Aus den Innenbeleuchtungen ergoss sich der Wasserstrahl direkt auf unsere Schultern! Nie hätten wir daran gedacht, dass das Original MAN Fahrerhaus undicht sein könnte. Aber Globi hatte die Lampen gefüllt. Nach dem Regen stellten wir fest, dass sich vom Sägen kleine Astsplitter unter die Gummiabdichtung der Dachluke geschlichen hatten, so dass das dem intensiven Regen ermöglichte, in Globi‘s Lampen zu fliessen. Seit der perfekten Reinigung ist das Fahrerhaus wieder dicht.

Wir sind auch stolze Besitzer einer grossen Dachluke im Schlafzimmer. Wenn sich durch den Tag im Schlafzimmer Hitze angestaut hat, kann die durch die geöffnete Dachluke effektiv entfliehen. Und das Wasser kann da auch reinkommen. Und das Wasser kommt manchmal sehr plötzlich. Jedenfalls haben wir ca. 20 Sek. zu langsam reagiert. Die Matratzen waren durchnässt, die Sambier können schon heftig regnen! Wir schliefen dann auf Frottiertüchern…

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