Südisland
18.6. – 10.7.15
Globikennenlernen
Food
Eigentlich dürfen praktisch keine Nahrungsmittel nach Island eingeführt werden. Das hat natürlich zur Folge, dass sich sämtliche Touristen der Fähre in den Einkaufsläden von Eglisstadir wieder treffen. Es gibt alles wie gewohnt. Einzig beim Joghurt hatten wir etwas Anpassungsschwierigkeiten, es ist meist fast ein Drink und lässt sich so gar nicht richtig löffeln.
Was auch ganz wichtig ist, v.a. für Wein- oder Bierliebhaber, es gibt in Island nur einen einzigen Alk-Vertrieb: Vinbutin. Das Monopol führt u.a. dazu, dass die Läden sehr selten pro Tag offen haben, so von 16.00 – 18.00h und das natürlich in jedem Ort verschieden. Wir trinken fast keinen Alkohol mehr oder campieren direkt vor der Vinbutin!
Auf was wir uns gefreut haben
Mitten in der Kälte draussen in einem heissen Pot zu sitzen, war etwas, was wir schon am 2. Tag erleben konnten. Wir fanden einen passenden im Hochland. Das Wasser war ziemlich heiss und die Luft mit Eis durchzogen. Als abschreckende Alternative besuchten wir dann später die Blaue Lagune. Im Abwasser einer Fabrik tummeln sich tausende von Menschen in der gleichen Wanne und bezahlen auch noch dafür. Wir haben sie fotografiert!
Obwohl wir zuhause auch viele Wasserfälle vorweisen können, wollten wir die berühmten Isländischen, sie heissen hier „Foss“, natürlich auch besuchen. Hengifoss war der erste, den wir bewanderten. Es gibt offensichtlich jede Menge Wasser in Island. Den höchsten, Glymor, 196m, besuchten wir später. Schön ist, dass die Fälle immer mit einer mehrstündigen Wanderung verbunden sind.
Bei Jörkursla kalbert der Gletscher so, dass die Eisberge bei Flut ins Meer getrieben werden und bei Ebbe manchmal wieder zurückkommen. Wir planten hier zu übernachten, damit wir den Vorgang vollständig beobachten hätten können, aber die Menge an Bussen und Menschen hat uns nach einem Halt sofort wieder weitergetrieben.
Sehr empfehlenswert hingegen ist Pörsmörk mit einem sehr schönen Camping, einer tollen Anfahrt und extrem vielen Wanderwegen in die nahen Berge bis zum Gletscher oder ans Meer. Wir haben hier ein paar ganz schöne Tage verbracht und on top noch unsere Schweizer Freunde Margot und Jürg getroffen. Überhaupt ist Island sehr gut auf Wandervögel eingerichtet. Es gibt viele markierte Pfade und überraschende Übergänge mittels Baumstämmen über den Fluss und Tunnels.
Bei Erikstadir steht ein nachgebautes Haus des Vikingers Erik dem Roten, dem grossen Eroberer und Entdecker. Das Haus ist eingerichtet wie zu jener Zeit und eine Trachtenfrau erklärt uns die Lebensweise und Geschichten aus den alten Tagen von Island.
Reykjavik ist ein grosses Dorf, aber auch die Hauptstadt von Island. Es gibt eine längere Mainstreet, an der alle wichtigen Läden zu finden sind, ganz ähnlich wie die Bahnhofstrasse in Zürich. Die Mieten sind vermutlich etwas tiefer. An jeder Ecke, v.a. auch im Hafengebiet hat es ganz schnuslige Kneipen und Cafés, die immer auch draussen servieren. Offensichtlich sind die Einwohner im Sommer grosse Partylöwen, es wird jedenfalls auch vor unserem Standplatz bis gut gegen 05.00h lauthals gefeiert. Am Wochenende schwärmen die Isländer in die Natur aus. Auf einem Standplatz, den wir ganz für uns in der einsamen Natur belegten, strömten an einem Freitagabend über 30 Menschen mit 10 Zeltanhänger Kinder und Hunden an. Wir wurden richtig gehend zugezeltet. An einem Camping, an dem wir langgefahren sind, waren die Horden weniger zimperlich, es sah aus als ob 1‘000 Houligans hier das Wochenende verbracht hätten. Überhaupt hat es rund um Reykjavik extrem viele Touristen und Ausflügler; relativ zum dünnbesiedelten Rest, ist das fast schon körperlich unangenehm.
Hitchcock in Island
Im Hochland sehen wir Unmengen von Schwänen und fragen uns, was die hier wohl machen. Schwäne sind doch immer im Wasser, jedenfalls bei uns. Rund um Island hat es Wasser, es gibt Seen und Bäche, aber wir treffen sie im Hochland an.
Zurzeit brüten gefühlt alle Vögel der Welt hier in Island. Sie nisten für gewöhnlich einfach am Boden im Gras, vermutlich weil es in Island fast keine Katzen und nur wenig Bäume gibt. Weltweit soll die grösste Brutkolonie der grossen Raubmöwe hier brüten. Wir haben sie erlebt, sie sind nicht eben freundlich, wenn wir uns zufällig ihrem Nest nähern. Und gefährlich.
Die viel kleineren Seeschwalben brüten immer zu ca. tausenden in einem Feld. Sobald wir uns dem Feld nähern attackieren sie wie Kampfbomber. Sie picken einem in den Kopf, deshalb tragen alle Eingeborenen Hüte. Sonst sind sie ganz harmlos und nett anzusehen. Ich bin mir sicher, dass Hitchcock hier war, bevor er „Die Vögel“ ersann.
Wir kamen aber nicht wegen der Kampfbomber,
wir wollten die Papageientaucher sehen, die wir in Schottland verpasst hatten. Hier kamen wir voll auf unsere Rechnung. Enttäuschend war die Bootsfahrt bei „Papey“, aber die Führung mit einem Bauern „Litlahof“ war sensationell. Leider wurden wir auch Zeugen vom Frühstück der Raubmöwen, sie vertilgen nämlich Papageientaucher zum Frühstück.
Reiseprofis
Da wir bereits durch Marokko mit MANroc gereist sind, fühlen wir uns als Profis und freuen uns auf die unzähligen technischen Spielzeuge im Globi. Die eigene Waschmaschine, die Brotbackmaschine und der Backofen funktionieren auf Anhieb tadellos. Dank der Reifendruckanlage stellen wir den Druck in den Reifen jetzt auch auf die entsprechenden Strassenverhältnisse ein und nicht wie bei MANroc auf einen Durchschnitt, der immer falsch und nie optimal war.
Das WLAN war da schon trickreicher. Die spezielle Daten-SIM-Karte, die wie bei Siminn erstanden haben, lief einfach nie. Nach einer Woche stellten wir dann fest, dass die 5GB einfach gar nicht auf der Karte waren, sie war schlicht leer. Sobald wir aufgeladen hatten, lief alles wie gewünscht. Siminn oder der Verkäufer in Eglisstadir haben uns da gewaltig über den Tisch gezogen.
Wir führen in unserem Gefährt ja verschieden Frisch- und Gebrauchtwassertanks mit. Damit müssen wir noch etwas üben. Da unsere Tankanzeigen eher Zufallsergebnisse produzieren, versuchen wir es mit Statistik. Nach dem Leeren des Fäkalientanks ging der Verschluss nicht mehr zu, wir waren schon ein wenig im Stress, wer will denn schon mit offener Toilette durch die Gegend ziehen. Der Schieber schliesst wieder, aber wir wissen nicht warum. Das Betanken unserer Wassertanks dauert zwischen 4 und 6 Stunden pro Tank! Der Druck ist in Island sehr gut. In Vik waren urplötzlich beide Tanks völlig leer! Neben den Tankanzeigen hat uns auch unsere Statistik verlassen. Wir sind dann von 20.00h abends bis am anderen Morgen um 06.00h am Wasseranschluss gehangen. Die Nachtwache haben wir uns aufgeteilt. Die Motivation unsere Statistik zu optimieren war dementsprechend gross. In der Zwischenzeit haben wir gelernt, unseren Tankvorgang um ein Vierfaches zu beschleunigen. Im speziell gekrümmten Einfüllstutzen war ein Druckreduzierventil eingebaut! Nach dem Ausbau ging alles wie geschmiert.
Dass es mir mitten in der Nacht, es ist ja hier die ganze Nacht über taghell, auch bei Dauerregen, auf den Kopf getropft hat, war ein ganz anderes Problem. Ein Fenster auf Lüftung reicht definitiv nicht, wir sind lernfähig!
Unangenehm war unsere Ungeschicktheit, auf einem Parking, auf dem wir freundlicherweise nächtigen durften, beim Wegfahren versehentlich auf die Entleer-Taste zu kommen – es war glücklicherweise nur der Grauwassertank.
Globi hat ja neben Diesel ausschliesslich elektrische Energie. Dies ist somit auch die empfindlichste Stelle unseres Mobils. Als wir Gäste hatten, wollte Gabi zeigen, was sie in Sachen Kochmaschinen so alles drauf hat und hat neben dem Backofen, 2 Kochfeldern auch noch die Powertaste benutzt. Das fand dann aber der MasCombiUltra nicht lustig und hat sich verabschiedet. Globi war ohne Strom. Nach dem ausgebrochenen Stress haben wir das Problem in den Griff gekriegt, einzig die Eingangstür macht seither auf sehr langsam.
Globi, der Offroader
Wo immer wir Globi parken, werden sofort gefragt und ungefragt unendlich viele Fotos geschossen. Vermutlich kann man uns alleine durch die Fotos durch ganz Island verfolgen. Wenn wir wieder wegfahren, werden sicher ein paar Kopien durch Island ziehen.
Die Wegweiser in Island sind auch erst zu begreifen. Blaue Wegweiser mit Namen, die auch auf unserer Karte stehen, sind lediglich Namen von Höfen und somit privat. Gabi musste sich das mehrmals auf Isländisch anhören, als wir auf irgendeinem Hof wenden mussten.
Eigentlich wollten wir sofort off-roaden, aber das Hochland ist grösstenteils noch geschlossen, weil Island einen sehr harten Winter hatte. Auf der F910 mussten wir bereits am Staudamm und auf der F206 am Fagrifoss wenden.
Spannend sind die Einspurtunnel, die zwar mehrere hundert Meter lang sind, aber keine für uns ersichtliche Anzeige, wer wann in welche Richtung fahren darf, aufweisen. Wir sind dann nach dem Prinzip „wir sind grösser, du musst zurück“ immer gut durchgefahren.
Die Brücken sind meist auch einspurig und ziemlich eng. Zum Glück schreiben die Isländer das Maximalgewicht nicht vor. Alle befahrenen Brücken haben jedenfalls bis jetzt gehalten.
Warum wir aber nach Island gefahren sind, sind die vielen Furten. Auf der F249 hatte es alle paar Meter eine. Aber damit sie für uns zum Erlebnis würden, müssten sie deutlich tiefer sein. Spass machen sie aber trotzdem sehr.