Schottland
30.8 – 19.9.14
Bei unserem ersten Burgenbesuch auf Caerlaverock Castle machten uns die netten Ticketverkäufer intensiv darauf aufmerksam, dass wir Geld sparen könnten, wenn wir den Ruinen/Schlösser/Burgen/ Abbey Pass erstehen würden. Während wir noch am rumrechnen waren – wir wollen ja möglichst sämtliche alten Steinruinen Schottlands besuchen – kam die nette Dame am Ticketschalter noch auf die Idee, uns eine Membership zu verkaufen, was das Ganze dann nochmals 2 Pfund vergünstigte. Das administrative Prozedere nahm zwar so viel Zeit in Anspruch, dass wir während dieser Zeit locker noch ein anderes Castle hätten besuchen können. Aber dafür waren wir danach stolze, temporäre Mitglieder der Schottischen Historischen Gesellschaft!
In Dumfries, einem herzigen mittelalterlichen Städtchen, entdeckten wir ein Gebäude, das mit „Shopping Center“ beschriftet war. Hier bot sich uns die Möglichkeit britische SIM-Karten zu kaufen. Der freundliche Berater von O2 empfahl uns, nicht zwei SIM-Karten vom gleichen Anbieter zu erstehen, so hätten wir grössere Chancen auf guten Empfang. Die Idee war einleuchtend und so erstanden wir eine zweite bei Vodafone. Beide liessen wir speziell auf Internetempfang optimieren. Sie passten bestens in unsere Telefone und funktionierten prächtig. Empfang hatten wir jedoch lediglich am letzten Tag vor unserer Abreise in Edinburgh! Eine längere, im Nachhinein eher sinnlose Aktion. Schottland ist abgeschottet, mindestens vom Internet. Aber wenigstens fanden wir zwischendurch in den Übernachtungsstätten WIFI.
Mindestens einmal wollten wir in einem Schottischen Castle übernachten. In Stonefield Castle, einem richtigen Castlehotel, wurde uns der klassische englische Afternoon-Tea mit Sandwich und Scones zelebriert, herrlich. Im Schlosspark gibt es eine der grössten Ansammlungen von Rhododendren zu bestaunen. Leider ist der Park ziemlich verwahrlost und sie kommen gar nicht so richtig zur Geltung. Die Hotelbar war dann wieder ein Highlight. Der Barkeeper verfügt nicht nur über eine ansehnliche Whiskysammlung, er versteht auch einiges davon. Die vielen Cheminées wurden leider nicht entfacht.
In Tobermory, Isle of Mull, nahmen wir das Dinner im In-Restaurant am Hafen ein. Sämtliche Tische waren besetzt, so dass wir ein Ehepaar, das alleine an einem grossen Tisch sass, mit einer kecken Frage dazu ermunterte uns an ihren Tisch einzuladen. Die Chefin sah, dass das den Herrschaften nicht so ganz recht war und organisierte uns kurzerhand einen Tisch in der Bar. Gabi musste dann nur noch ihre Autorität raushängen und schon wurde die Bar-Türe brav geschlossen und sie sass nicht mehr im Windzug. Da wir cash bezahlen und anschliessend am Bancomat wieder frisches Geld ziehen mussten, waren wir plötzlich stolze Besitzer von Schottischen Pfund. Ich dachte immer es sei ein Ammenmärchen, dass die Schotten ihr eigenes Geld drucken, da sie über keine eigene Notenbank verfügen und eigentlich das britische Pfund akzeptieren. Aber es gibt sie, die Schottischen Pfünder.
Glengorm Castle, ein B&B auf der Isle of Mull, hat eine sehr sympathische Art mit ihrer Bar umzugehen. Die Bar steht in der Bibliothek und besteht hauptsächlich aus einer ansprechenden Anzahl von Whiskys. Jeder Gast kann sich frei davon bedienen. Der Kamin wird jeden Tag frisch mit Holz perfekt hergerichtet, so dass er nur noch entzündet werden muss. Gabi tat das auch sofort. Nach ca. 15 Minuten war die Sichtweite auf ungefähr 50cm gefallen. Wir überliessen grosszügigerweise dem netten Paar, das irgendwo ebenfalls auf einem Divan im Raum sass, die Bibliothek zur alleinigen Nutzung.
Spannend war die Fähre von Tobermory nach Kilchoan. Als erstes durfte ein einzelner LKW auf die Fähre fahren. Die Fähre wurde daraufhin geschlossen und fuhr weg! Wir PKW-Fahrer waren leicht perplex. Die Fähre fuhr jedoch nur ein kleines Stück ins stille Gewässer, wendete und legte umgekehrt wieder an. Der LkW fuhr wieder von der Fähre und von dannen. Offensichtlich kann hier die Fähre für ungeübte LkW-Fahrer auch als Wendeplatte in Anspruch genommen werden.
Auf der Isle of Skye wollten wir endlich eine Whisky Destillerie besichtigen. Die Tallisker war uns gerade recht, da wir diesen Single Malt mögen. Was wir jedoch antrafen war absolut abschreckend und entsprach in keinster Weise unserer Vorstellungen. Die Touris werden mit Bussen hierher gekarrt und man muss sich für eine Besichtigung am Vortag anmelden, auf die Minute genau! Wir zogen sofort weiter in die herrliche Einsamkeit von Schottland.
Ganz im Norden der Isle of Skye, in Flodigarry, dinierte unter anderen ein offensichtlich frisch verliebter, älterer Herr mit seiner Angebeteten im selben Restaurant wie wir. Mitten während des Essens fiel er plötzlich in sich zusammen und ins Koma. Seine Tischdame schrie hysterisch verzweifelt um Hilfe. Gabi liess alles stehen und liegen und rannte sofort zum Bewusstlosen. Unverzüglich ordnete sie die klassischen Erste Hilfe Punkte an. Der Mann wurde zu Boden gelegt, in Seitenlage gebracht und konnte so die letzten Essbrocken wieder hergeben. Gabi rettete ihm so das Leben und wir hoffen, dass er noch viele glückliche Stunden mit seiner Liebe verbringen kann.
Der Old Man of Storr, eine Felsnadel aus Basalt, die wie ein Finger, im sowieso schon sehr beeindruckenden kliffartigen Gebirge, hoch aufragt, ist ein Must auf der Isle of Skye. Wie viele andere auch, sind wir den Weg hinauf gewandert bis zur ersten Kuppe und dann noch ein Stückchen weiter – weil‘s grad wie geschmiert lief – auch über die nächste Kuppe und am Schluss bis zum Pass ganz nach oben. Die ungefähr zweistündige Wanderung vorbei an den eindrücklichen Felsnadeln hat sich absolut gelohnt und ist durchaus empfehlenswert, nur sind wir unten mit der Einstellung gestartet schnell mal 10 Minuten bis zur Felsnadel hoch zu spazieren.
In Gairloch, Wester Ross, hat unser Elektro-Adapter Schweiz – Schottland den Geist aufgegeben. Keinen Strom mehr für unsere geliebten elektronischen Spielzeuge, wie Handy, Compi und so. Die Chefin löste das Problem souverän, sie fuhr persönlich zum nächsten Hotel und brachte tatsächlich einen richtigen Adapter mit! Heute Nacht konnten wir alle Geräte wieder aufladen. In Ullapool, der nächst grösseren Ansiedlung, suchten wir einen Hardware Store. Gefunden. Aber die Verkäuferin hatte noch nie einen Adapter für Schweizer Stecker gesehen, aber sie hatte eine Idee. Keinen Adapter, sondern ein ganzes Kabel, nur das hatte sie auch nicht. Sie verwies uns an einen Computerladen. Den fanden wir zwar nicht auf Anhieb und als wir ihn fanden, war er geschlossen. Die genervte Dame vom Laden nebenan meinte, dass der Besitzer manchmal komme und manchmal auch nicht. Ein netter Passant sah uns verzweifelt vor dem Laden stehen und erbarmte sich unser. Er zeigte uns eine Möglichkeit im Hinterhof, aber da war der Besitzer auch nicht. Da wir mit unseren Handys keinen Empfang hatten, liess er uns mit seinem Handy anrufen. Der Typ vom Laden nahm sogar ab, hängte aber, als er Gabis Stimme hörte, gleich wieder ein. Er erschien dann jedoch keine Minute später und verkaufte uns das gewünschte Kabel.
Highland Games in Pitlochry. Gabis volle, neue Filmausrüstung kam hier zum Einsatz Wir waren sehr zeitig da und konnten uns einen schönen Film- und Fotoplatz aussuchen. Alle Gäste machten brav einen Bogen um Gabis eindrückliche Kamera und verneigten sich immer höflich davor, um nicht ins Bild zu kommen. Die Games sind eigentlich eine folkloristische Interpretation von lokalen Leichtathletikwettbewerben. Das Baumstammschmeissen und das Seilziehen wollten wir unbedingt sehen, letzteres war jedoch gähnend langweilig. Laut Platzspeaker wollten die beiden Mannschaften unbedingt einen Eintrag im Guinnessbuch erreichen dafür, dass sie sich am längsten nicht bewegt haben. Immer wieder erhielten wir viele Vorstellungen von Pipe-Orchestern. Die Sonne brannte dabei unerbittlich auf uns nieder, so dass unsere Haut bereits mit Schottenhaare verwechselt wurde.
Peter hat uns dann auch noch die letzten Kilometer heil bis Edinburgh – immer schön auf der falschen Strassenseite – gefahren und ist sogar durch alle Kreisel mit Schwung im Uhrzeigersinn durchgebraust. Die schottische Hauptstadt hat dann mal gezeigt, wie Schottisches Wetter so wirklich richtig sein kann: grau, neblig, regnerisch so wie sich’s gehört halt.